Als Student erteilte mir eine neue Wohnung eine wichtige Lehre über Ressourcenproduktivität. Ich hatte bis dahin immer in Wohnungen mit Zentralheizungen gewohnt. Nun zog ich in eine Wohnung mit Kohleheizung. Um die Wohnung zu heizen, musste ich die Kohle aus dem Keller in das dritte Stockwerk tragen. Sehr schnell habe ich nur noch jene Zimmer geheizt, die ich auch genutzt habe, um so wesentlich weniger Kohle aus dem Keller hoch schaffen zu müssen. In diesem Sinne habe ich unmittelbar erfahren, wo in meiner Lebensweise Potentiale zur Ressourceneffizienz stecken und diese dann auch umgesetzt. Nun möchte ich aber unsere moderne Lebensweise nicht missen, nur um ressourceneffizient leben zu können.

In den letzten Jahrzehnten haben gerade wir Europäer wirklich bemerkenswerte Erfolge in der Steigerung unserer Arbeitsproduktivität erreicht. Mit immer weniger menschlicher Arbeitskraft stellen wir immer mehr Produkte her. Der Traum der Menschen, unsere Lebenszeit den schönen Dingen des Lebens widmen zu können und nicht weitgehend zur Deckung unserer lebenswichtigen Grundbedürfnisse einsetzen zu müssen, scheint wenigstens in unserem Teil der Welt in greifbare Nähe gerückt zu sein. Dazu kommen noch die globalisierten Wertschöpfungsketten, die es den Menschen - vorerst leider nur denen der industrialisierten Welt - erlauben, regionale Ressourcenknappheiten mit globalen Beschaffungsstrategien zu kompensieren.

Das finde ich großartig und ich sehe diese Entwicklungen als zivilisatorischen Fortschritt an. Nur haben wir auf diesem Weg leider die Ressourcenproduktivität aus den Augen verloren. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn wir spüren unseren Ressourcenverbrauch nicht mehr unmittelbar, wie ich damals beim Kohlen schleppen. Diese Erfahrungen  sind in unserem heutigen Alltag eine Ausnahme: Durch die hohe Komplexität der Arbeitsteilung fällt es uns sehr schwer, die gesamte Produktionskette unseres Konsums zu verstehen, geschweige denn zu verantworten.

Nun möchte ich die zivilisatorische Errungenschaft der automatisierten Wohnungsklimatisierung genauso wenig missen wie den globalisierten Handel  oder die weit verzweigte Arbeitsteilung. Wie sollen wir also unter Wahrung von all den tollen Errungenschaften unserer Zivilisation die Ressourceneffizienz-Potentiale heben? Diese Frage treibt mich seit meiner Studentenzeit um.

Nicht deshalb, weil ich Angst habe, dass wir Menschen nicht überleben werden, wenn wir sie nicht lösen. Wir scheinen eine sehr anpassungsfähige Spezies zu sein und werden uns als solche irgendwie auch mit knappen Ressourcen arrangieren und behaupten können. Die Frage treibt mich um, weil ich ein Leben, das mit nicht erneuerbaren Ressourcen respektvoll umgeht als schön empfinde! Wenn ich betrachte, wie verschwenderisch die Natur einerseits mit ihren Farben, ihrer Biodiversität und ihrem Wachstum umgeht, wie alles aber in Kreisläufen funktioniert und wiederum dann doch nichts verschwendet wird, geht mir einfach das Herz auf. Lösungen zu erdenken und zu entwickeln, die uns Menschen ähnliches ermöglichen, empfinde ich als erstrebenswerten Fortschritt.

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